Freitag, 1. April 2011
Ein lauter Liederabend
Wer die in Dresden lebende Sopranistin Evelyn Herlitzius kennt und schätzt war erstaunt, ihren Namen in der Reihe der Liederabende in der Semperoper angekündigt zu lesen. Im Vorfeld war zu erfahren, dass es sich um ihr Debüt als Liedsängerin handelt. Das konnte man mit Spannung erwarten, wurde aber insofern enttäuscht, das Herlitzius die hochdramatische und expressive Sängerin bleibt, die sie als Ortrud, Brünnhilde, Salome und Leonore seit vielen Jahren ist. Auf der Opernbühne ist sie geradezu unvergleichlich - wie sie ihre Partien interpretiert, das kann man mögen oder nicht, es setzt allerdings Maßstäbe. Die Interpretation von Kunstliedern, das wird an diesem Abend rasch klar, wird nur ein Randbereich ihres Repertoires bleiben. Solche glutvollen Interpretationen von Mussorgski haben sicher ihre Berechtigung, auch Brahms kann man so singen, Alban Berg vielleicht auch. Es geht aber auch anders! Wirklich neue Akzente setzen diese Interpretationen nicht. Herlitzius singt einfach sehr laut, was gegen die Konvention ist und auf Kosten vieler Nuancen und Differenzierungen geht. Johannes Wulf-Woesten am Piano hat da wirklich einen schweren Part und ist mitunter kaum zu vernehmen. Vielleicht war auch die Auswahl der Stücke nicht optimal für die Sängerin. Das ohnehin nur schütter besetzte Parkett der Semperoper reduzierte sich in der Pause noch einmal. Die Semperoper zieht die Konsequenzen und stellt die verdienstvolle Reihe zum Saisonende ein.
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So vergeht der Glanz der Welt. Schon lange ist Frau Herlitzius eher schrill. Auf einen Liederabend zu kommen ist da schon abenteuerlich. Bei einigen Richard-Strauss-Partien mag sie noch durchgehen aber ansonsten... Das ändert nichts an ihren Verdiensten.
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