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Donnerstag, 21. Juli 2011

André Chénier live aus Bregenz


Das zweite Programm des ORF überträgt am morgigen Freitag um 21.20 Uhr live von der Seebühne in Bregenz die aktuelle Produktion von André Chénier, der selten gespielten Revolutionsoper von Umberto Giordano. Das gibt Gelegenheit eine vergleichweise unbekannte, aber dennoch nicht unwichtige Oper zu sehen, wenn man sich nicht selbst auf den Weg an den Bodensee machen will - die Vorstellungen sind noch nicht restlos ausverkauft. Die Inszenierung von Routinier Keith Warner kam zur verregneten Premiere gestern beim Publikum sehr gut an. Uraufgeführt wurde das Spätwerk des italienischen Verismo 1896 an der Mailänder Scala. André Chénier ist beides: ein brisantes historisches Drama und zugleich auch eine berührende menschliche Tragödie. Also großer Opernstoff, der viel öfter auf die Spielpläne gehört. In der kommenden Saison sind Aufführungsserien lediglich in Genf und Wien geplant. Auch die Deutsche Oper Berlin hat das Werk im Repertoire.

Montag, 24. Januar 2011

David Pountney bleibt bis 2014 in Bregenz


Es herrscht wieder Winterruhe am Bodensee. In Bregenz ist der Streit um die Verlängerung des Vertrages von David Pountney mit einem Kompromiss beendet worden. Bis 2014, ein Jahr länger als geplant, bleibt Pountney nun Intendant der Festspiele, die er dann zehn Jahre geleitet hat. Er wird bis dahin auch noch eine Inszenierung auf der Seebühne als Regisseur verantworten (das amerikansiche Musical Show Boat). Die Intendanten-Stelle war im vergangenen Herbst neu ausgeschrieben worden, zunächst hieß es nur pro forma. Anfang diesen Jahres verlautete dann, dass eine erneute Bewerbung von Pountney nicht erwünscht wäre. Der meldete dennoch Interesse an, was zum öffentlich ausgetragenen Schlagabtausch mit Festspiel-Präsidenten Günter Rhomberg ausartete. Inzwischen legen beide Seiten Wert darauf, die Nachfolge in geordnete Bahnen zu lenken. Es ist allerdings zu befürchten, dass im Laufe des bisherigen Verfahrens einige der bereits genannten Kandidaten Bernd Loebe, Ulf Schirmer, Philippe Arlaud und Georges Delnon verprellt wurden. Der Nachfolger Pountneys soll schon in den nächsten Wochen bekannt gegeben werden. Die Bregenzer Festspiele 2011 werden am 20. Juli mit der Neuproduktion der Oper André Chénier von Umberto Giordano in der Inszenierung von Keith Warner eröffnet.

Montag, 15. November 2010

Die Passagierin auf 3sat


Es ist die vielleicht verdienstvollste Opernproduktion des laufenden Jahres und auf jeden Fall eine der gelungensten: David Pountney hat zu den Bregenzer Festspielen die nahezu unbekannte Oper Die Passagierin von Mieczyslaw Weinberg nach der gleichnamigen Novelle der polnischen Auschwitz-Überlebenden Zofia Posmysz inszeniert. Publikum und Kritik war voll des Lobes, die Häuser in Warschau und London wollen die Produktion übernehmen und angesichts der komplett angereisten Intendantenriege wird es wohl auch im deutschsprachigen Raum zu weiteren Neuinszenierungen kommen. Aber im Moment ist die Bregenzer Aufführung die Ausgrabung des Jahres und als solche ein Pflichtprogramm für alle Opernfreunde und solche, die sich dafür halten! In tiefster Nachtstunde sendet 3sat den Mitschnitt aus dem Festspielhaus in Bregenz: In der Nacht vom 22.11. auf den 23.11. um 02.05 Uhr! Bitte programmieren Sie Ihren DVD-Recorder, damit Sie an dieser Aufführung teilhaben können!

Samstag, 8. August 2009

Mein Gott ist schön wie ich

In diesem Sommer entdecken die Pariser Oper und die Bregenzer Festspiele ein ganz außerordentliches Werk des polnischen Komponisten Karol Szymanowski neu: Die Oper DER KÖNIG UND DER HIRTE, 1926 in Warschau uraufgeführt, gilt als ein noch zu entdeckendes Meisterwerk. Vollkommen zurecht, wie man in Paris zum Teil und in Bregenz in aller Konsequenz erfahren konnte.

Das nicht ganz einfache Stück nimmt wesentliche Bezüge aus der Backchen-Tragödie des Euripides und verschneidet sie mit dem Schicksal des christlichen Königs Roger der im Mittelalter Sizilien regierte. Ein schöner junger Hirte kommt an den Hof und setzt seine Naturphilosophie gegen die herrschenden Strukturen. Er wird nicht etwa Opfer, sondern - und das ist das Unerhörte an der Geschichte - ihm gelingt es ein Umsturz anzuzetteln. Der Körper triumphiert hier mindestens über den Geist, dann vielleicht sogar noch über sich selbst. Das ist nicht nur ideengeschichtlich hoch interessant sondern erscheint auch bemerkenswert wirkungsvoll als Opernstoff. Sinnlichkeit versus Religion, Verzicht vesus Extase - das sind existentielle Fragen deren Beantwortung an die Grundfesten der Gesellschaft gehen. Und über das Dyonisische in der heutigen Zeit nachzudenken könnte eine dankbare Aufgabe für das Theater sein!

Am Geschick, mit welchem eine Aufführung mit der szenischen Darstellung des Orgiastischen umgeht lässt sich dann auch der Erfolg derselben festmachen. Regisseur und Festspielintendant David Pountney geht den Weg der Stilisierung und lässt im Bregenzer Festspielhaus auf einer schlichten weißen Treppenbühne von Raimund Bauer spielen, die an ein antikes Amphitheater erinnert. Er inszeniert mit viel Kraft und setzt auf Effekte, bleibt aber immer im Gerüst der Handlung. Dynamisch arrangierte Massenszenen wechseln mit starken Einzelbildern ab. Alles ist schlüssig aufeinander bezogen, nichts verselbständigt sich. Das gilt insbesondere für den stimmigen und wirkungsvollen Einsatz von Licht (Fabrice Kebour) und Choreografie (Beate Vollack). Unter der Leitung von Sir Mark Elder bringen die Wiener Symphoniker den Glanz und die Wucht der anspruchsvollen Musik ganz wunderbar zu Geltung. Bei den Protagonisten bleiben ebenfalls keine Wünsche offen: Will Hartmann als strahlender Hirte, Scott Hendricks als stimmgewaltiger König und Olga Pasichnyk mit einer ungefährdeten auftrumpfenden Interpreation der Königin Roxane.

Die Pariser Inszenierung des polnischen Regisseurs Krzysztof Warlikowski verzichtet dagegen auf ein konsistentes Nacherzählen der Geschichte. Die Exstase bleibt statisch. Eher oratorienartig arrangiert der Regisseur eine gebremst surrealistische Annäherung an die Geschichte. Das verfällt aber schnell ins Klischee und wirkt auch handwerklich eher unbeholfen. Doch mit Mariusz Kwiecien steht einer der interessantesten Sänger seiner Generation auf der Bühne, der in seiner Muttersprache singend und viel nackte Haut zeigend, mehr für diese Aufführung leistet, als die Regie will oder kann. Dennoch insgesamt ein respektabler Versuch ein wichtiges Werk für das Repertoire zu gewinnen, der die Hoffnung auf Nachahmer schüren kann.

Die Aufführung aus Paris kann on demand im Internet abgerufen werden.

Alle Abbildungen von den Bregenzer Festspielen.

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