Donnerstag, 24. Januar 2013

Valery Gegiev wird Chefdirigent in München












Bereits vor einer Woche gemeldet ist es ab heute amtlich: Valery Gergiev wird neuer Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Er löst 2015 Übergangschef Lorin Maazel ab, der das Orchester nach dem Weggang von Christian Thielemann übernommen hat. Gegievs Vertrag läuft bis 2020, er bleibt weiterhin Chef des Petersburger Mariinski-Theaters, welches noch in diesem Jahr eine zweite Spielstätte eröffnen wird. Sein Engagement als Principal Conductor des London Symphony Orchestra wird er dagegen aufgeben. Gergiev ist einer der vielbeschäftitgsten Stars des internationalen Klassikbetriebs, ein charismatischer Pultkünstler, allerdings auch reichlich unorthodox in seiner Terminplanung. Die entsprechende Anektodensammlung wird durch ihn wohl wesentlich erweitert werden. Er hat das Orchester bereits mehrere Male dirigiert (das nächste Mal wieder kommende Woche), beide Seiten wissen also, worauf sie sich einlassen. Der von Gergiev in der vergangenen Saison im Münchner Gasteig dirigierte Zyklus aller Schostakowitsch-Symphonien war einer der wenigen wirklichen Höhepunkte des Musikjahres und hat die Neugierde auf Kommendes geweckt. Dennoch verbinden sich mit seiner Berufung auch Zweifel. Der große Gasteig muss gefüllt werden und dafür glaubt man auf zugkräftige Namen setzen zu müssen. Dafür steht Gergiev und in der leidigen Münchner Konzertsaaldiskussion wird er ein paar interessante Akzente setzen. Aber für ihn wird die Stadt immer ein Arbeitsort neben vielen anderen sein. Ein Problem, was es schon mit James Levine gab, auch so ein großer Name, der dann nicht alle in ihn gesetzten Hoffungen erfüllen konnte. Die Entscheidung für Gergiev ist verständlich, mutig ist sie nicht. War doch Maazel geholt worden um in Ruhe nach einem neuen jungen Musikchef suchen zu können. Dirigiert haben mehr als eine Handvoll denkbare Kandidaten von Lionel Bringuier bis Philippe Jordan, der Funke ist aber offenbar bei keinem übergesprungen. Auch nicht beim vielerorts hochgehandelten Andris Nelsons, um den ja sogar halböffentlich geworben wurde. Gergiev hätte man auch gleich anstelle von Maazel verpflichten können. Aber nicht alles Wünschbare ist auch machbar und vielleicht tut der anarchistische Autark Gergiev den ziemlich langweilig gewordenen Münchner Philharmonikern auch so richtig gut. Die schlechteste Lösung ist er gewiss nicht, auf eine gute Zeit!

2 Kommentare:

  1. Das hätte nicht passieren dürfen.

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  2. Ein Chefdirigent sollte "Chef" sein, d.h. er ist präsent, nicht nur mal zwischendurch auf der Duchreise von St. Petersburg nach New York oder Rotterdam. Nur wenige Dirigenten absolvieren das Pensum an Auftritten wie Gergiev
    es tut, oft proben Assistenten bevor der mastreo kurzfristig eintrifft für das Konzert. Die Stadt weiss das, das Orchester ebenso. Die mediale Verwertung mit lukrativen Verträgen für das Orchester wird es nicht geben, das haben nicht mal die Berliner Philharmoniker oder die dresdner Staatskapelle. Eine kontinuerliche Aufbauarbeit mit neuen Akzenten im Repertoire des Orchesters wird es unter den Umständen kaum geben können.
    Ein Neuanfang ist somit versäumt worden, es gibt genug andere qualifizierte Dirigenten, die eine solche Aufgabe gerne übernommen hätten für eine niedrigere Gage. Unter Kempe war das Orchester eine Institution weltweit, das war einmal !!!!!

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