Samstag, 7. Januar 2012

Richard Wagners Ring an einem Abend


Am 27. November 2012 kommt am weltberühmten Teatro Colón in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires eine radikal auf einen Abend gekürzte Fassung von Richard Wagners Der Ring des Nibelungen zur Premiere. Inszeniert wird das Projekt von Katharina Wagner. Der Hamburger Schallplattenproduzent Cord Garben von der Deutschen Grammophon hat aus dem fünfzehnstündigen Mammutwerk eine zweiteilige Version (1. Walküre/2. Siegfrieds Tod) mit einer Aufführungsdauer von sieben Stunden kompiliert. Diese kann nun mit Pausen an einem Tag zwischen Mittag und Mitternacht gespielt werden, für den Gesamtzyklus benötigt man immer noch vier Abende! Die Eingriffe in sind enorm: Das Rheingold bildet nicht mehr den Auftakt, sondern wird in Die Walküre integriert. Die Kürzungen sollen aufgrund Wagners modulartiger Anlage der Komposition bis auf die Götterdämmerung relativ leicht möglich gewesen sein. Die musikalische Linie des Werks bleibe unangetastet - das wird mancher Wagnerianer erst glauben, wenn er es hört! Auf dem Besetzungszettel in Buenos Aires stehen viele Bayreuther Bekannte, aber auch neue Namen: Linda Watson gibt die Brünnhilde, Jukka Rasilainen den Wotan, Andrew Shore den Alberich, Torsten Kerl den Siegmund, Marion Ammann die Sieglinde und Leonid Zakhozhaev den Siegfried. Manche Figuren wie Erda und die Nornen sind offenbar den Strichen zum Opfer gefallen. Die musikalische Leitung übernimmt Julien Salemkour, langjähriger Assistent von Daniel Barenboim an der Berliner Lindenoper, der allerdings bisher noch nicht als Wagnerdirigent in Erscheinung getreten ist. Nach den vier Aufführungen in Buenos Aires sind bereits Gastspiele in Vorbereitung. Für manche Bühne, auch hierzulande, könnte ein so verkürzter Ring ein finanziell und dispositionell interessante Alternative sein. Auch und gerade wegen der vielen Ring-Zyklen, die anlässlich des anstehenden Wagner-Jubiläums in den nächsten Jahren landauf, landab auf die Bühnen gebracht werden. Ob das Ganze inhaltlich und dramaturgsich funktioniert wird sich erweisen, ebenso ob ausgerechnet Katharina Wagner die Richtige ist, es umzusetzen. Ob es aber wünschenswert ist, Oper durch Kürzungen konsumierbarer zu machen und zwar für alle Beteiligten - Ausführende wie Publikum - diese Diskussion ist eröffnet...

5 Kommentare:

  1. Fast food von Katharina. Mich schaudert's.

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  2. Ich glaube nicht, dass Kürzung und Vereinfachung ein Weg sein kann! Mir fällt bis auf TOSCA eigentlich keine Oper ein, die keine Längen hätte! Wo kommen wir da hin, wenn alles, was man nicht sofort versteht oder gut findet gleich gestrichen wird? Entweder man ist bereit sich der Herausforderung der Werke zu stellen (als Künstler und als Zuschauer) oder man lässt es lieber ganz!

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  3. Ausgerechnet TOSCA!!! Eine der wenigen Opern in der keine Note zu wenig oder zu viel wäre. Das Drama spult sich zwingend und mit innerer psychologischer sowie theatralischer Spannung ab. Sie wollten wohl eine andere Oper benennen und haben sich vegriffen. Tosca gehört zui den wenigen Opern die keinen Ballast tragen.

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  4. Sehr guter (!) Blog.
    Vielen Dank für die Informationen!
    Vielleicht können Sie mich ja auf Ihre Blog-Liste linken: operalia-verdi.blogspot.com
    Beste Grüsse

    Werther

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  5. Genau, TOSCA, wir sind einer Meinung Anonym Jan 7, bei der Oper kann man wirklich keine Note mehr streichen!

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