Aus dem Salzburger Festspielhaus überträgt der österreichische Radiosender Ö1 (hier im Web) heute ab 19.30 Uhr die Premiere von Bizets Carmen mit Magdalena Kozena und Jonas Kaufmann. Dass er den Don José singen und spielen kann dürfte nicht umstritten sein, ob sie die Carmen schafft, darauf kann mit Interesse gewartet werden, sicher ein spannendes Rollendebüt für die ob ihrer Wandlungsfähigkeit geschätzte Mezzosopranistin. Die Messlatte liegt allerdings hoch, schon manche ambitionierte Kollegin ist an den musikalischen und darstellerischen Anforderungen der Partie gescheitert. Die musikalische Leitung hat Kozenas Ehemann Sir Simon Rattle, im Graben sitzen die Berliner Philharmoniker, übrigens letztmalig zu den Osterfestspielen, ab nächstem Jahr kommt Christian Thielemann mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden.
Samstag, 31. März 2012
Jetzt tut er es doch!
Nicht nur auf diesem Blog wurden Zweifel angemeldet, ob der aus Russland stammende Dirigent Kirill Petrenko die Neuproduktion von Der Ring des Nibelungen bei den Bayreuther Festspielen im Jubiläumsjahr 2013 dirigieren würde. Jetzt hat er seinen Vertrag unterzeichnet, wie seitens der Festspiele bekannt gegeben wurde. Damit ist nun nach einer überlangen Phase der Unsicherheit sowohl die szenische, wie auch die musikalische Leitung des Jubiläumsrings fixiert. Als Regisseur wurde Frank Castorf verpflichtet, nachdem mit mehreren anderen Kandidaten keine Einigung erzielt werden konnte. Ab Herbst 2013 ist Petrenko auch Generalmusikdirektor an der Bayerischen Staatsoper in München, wo er Kent Nagano ablöst, der diesen Posten nicht ganz freiwillig abgibt. Interessant dürfte sein, wie Petrenko in den kommenden Jahren seine Präsenz im Monat Juli aufteilt, er wäre sowohl in München bei den alljährlichen Opernfestspielen, wie auch in Bayreuth bei der Vorbereitung der Wiederaufnahmen für den Ring gefordert. Petrenko, der seinen ersten - inzwischen legendären - Ring im Jahr 2001 in Meiningen heraus gebracht hat, gilt als akribischer und qualitätsbewußter Arbeiter, der die sich zuletzt immer komplizierter darstellenden Probenbedingungen in Bayreuth sicher nicht für ideal halten wird. Sein Kollege Thomas Hengelbrock hat sich aus diesem Grund bereits nach einem Jahr wieder vom Grünen Hügel verabschiedet. Dessen Dirigat übernimmt jetzt der omnipräsente Christian Thielemann, der nun aber nicht in die Verlegenheit kommt, auch noch den neuen Ring zu leiten. Thielemanns nächstes Ring-Dirigat dürfte in Dresden auf dem Programm stehen, wenn auch noch nicht im Jubiläumsjahr.
Herheims Rusalka online!
Bis Ende April steht ein Mitschnitt der akutellen Rusalka-Inszenierung auf der Homepage der Brüsseler Oper La Monnaie zum Abruf bereit. Wer noch nicht das Vergnügen hatte die Aufführung live zu sehen sollte sich das nicht entgehen lassen. Die Produktion war früher bereits in Brüssel zu sehen und wurde auch in Graz und Dresden mit sehr großem Erfolg gezeigt. Regisseur Stefan Herheim gelingt mit seiner bilderstarken und analytischen Inszenierung einmal mehr wirkungsvolles, faszinierendes Musiktheater auf höchstem Niveau, wie es seinesgleichen sucht. Die Rusalka ist vielleicht seine gelungenste Inszenierung und das Meisterwerk wird nun wohl zum Dauergast auf Europas Opernbühnen, für die nächste Saison kündigt Barcelona eine Übernahme an (mit Camilla Nylund und Klaus Florian Vogt).
Donnerstag, 29. März 2012
Onegin-Wiederaufnahme in München
Inzwischen ist die Onegin-Inszenierung von Krzysztof Warlikowski im Repertoire der Bayerischen Staatsoper angekommen, das Cowboyballett auf der Polonaise ist ein paar Buhs wert, aber wirklich kein Aufreger mehr und auch beim wiederholten Anschauen behält die Aufführung ihren Reiz, denn sie funktioniert durch ein paar Schärfungen vielleicht sogar noch besser als früher. Die Geschichte wird schlüssig erzählt und dennoch gegen den Strick gebürtstet. In den Hauptpartien wurde diesmal großartig gesungen, in den kleineren respektabel. Besser als mit Simon Keenlyside und Pavol Breslik kann man Onegin und Lenski wohl im Moment nicht besetzen. Beide präsentieren sich sängerisch und darstellerisch in Topform und spielen das unglückliche Paar mit Nachdruck und souverän bis ins Detail. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist noch mehr ins Zentrum gerückt, nicht mehr nur ein Suchen, ein Ausweichen. Keenlyside zeigt den Onegin von Beginn an als Opfer, seiner selbst und der Umstände und verpackt das in der ihm eigenen Noblesse. Großartig sein Ausbruch am Schluss. Und so balsamische Töne wie in seinen zwei Arien hat man von Pavol Breslik bisher noch nicht gehört. Sehr schön, der noch junge Tenor ist nach wie vor auf einem guten Weg. Ekatarina Scherbachenko als Tatiana ist ein der stärksten Sängerinnen die bisher in dieser Inszenierung aufgetreten sind. Ihr Timbre ist nicht wirklich einprägsam, aber sie singt stilvoll und technisch sehr ausgewogen mit schön aufblühender Höhe und gestaltet intelligent. Ihre Briefszene wird so zum ersten Höhepunkt der Abends, der noch viele weitere intensive Momente im Zusammenspiel der Protagonisten findet. Ain Anger als Gremin macht das erwartbar so routiniert, dass er den mitkomponierten Szenenapplaus bekommt. Der junge finnische Dirigent Pietari Inkanen - mit dem Stück sehr erfahren - hatte bei seinem Debüt im Nationaltheater zunächst ein paar Probleme mit der Koordination von Bühne und Graben, insbesondere bei den Chorszenen im ersten Teil. Aber die hatte GMD Kent Nagano in der Premierenserie auch. Insgesamt gelingt ihm aber ein zügiger und bemerkenswert unpathetischer Onegin, nach der Pause funktioniert auch das Zusammenspiel zwischen Orchester und Sängern viel besser. Kein Schmelz im Graben, kein Sentiment auf der Bühne, das passt. Wenn die nächste Wiederaufnahme ebenso gelingt wird die Produktion zum Klassiker!
Sonntag, 25. März 2012
Aufpasser für die Wagner-Schwestern?
Die Doppelspitze der Bayreuther Festspiele GmbH bestehend aus Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier wird durch einen kaufmännischen Geschäftsführer ergänzt. Das wurde am Rande der jüngten Verwaltungsratssitzung bekannt gegeben. Der Vorschlag dafür sei von den beiden Geschäftsführerinnen gekommen, die sich auch aktiv an der Auswahl der Person beteiligen wollen. Seit der Amtsübernahme der beiden Schwestern war es immer wieder zu organisatorischen Schwierigkeiten bei den Festspielen gekommen. Jahrzehntelang geübte Praxis kollidierte mit den Erfordernissen einer modernen Finanzverwaltung, die verschiedenen Rechnungshöfe monierten das mit Nachdruck. Den Höhepunkt dieser Entwicklung markierte das mittlerweile eingestellte Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Hof wegen der mangelnden Transparenz der Kartenvergabe. Das Verfahren wird inzwischen umgestellt, es gelangt ein viel größerer Anteil der gefragten Tickets in den freien Verkauf. Auch wenn betont wird, dass es sich bei dieser Maßnahme nicht um eine Entmachtung der Wagner-Schwestern handelt ist genau das der Fall. Offenbar trauen die vier Gesellschafter der Festspiel GmbH den beiden Leiterinnen allein die Bearbeitung der vielfältigen Baustellen am Grünen Hügel nicht mehr zu. Bleibt die Hoffnung auf einen positiven Effekt der Maßnahme: Die beiden Damen können sich nun ganz der künstlerischen Profilierung der Festspiele verschreiben, angesichts der dabei zu lösenden Aufgaben vielleicht auch keine schlechte Lösung!
Livestreams aus Glyndebourne
Das Opernfestival im britischen Glyndebourne überträgt nach dem erfolgreichen Auftakt mit Die Meistersinger von Nürnberg im vergangenen Sommer in diesem Jahr drei Produktionen aus dem Festspielprogramm: Le Nozze de Figaro, Das schlaue Füchslein und den Ravel-Doppelabend L'heure espagnole/L'enfant et les sotilèges. Wir werden die genauen Termine hier auf unserer Homepage veröffentlichen. Für alle Interessenten an Festivaltickets, Einzelkarten gehen ab heute in den Verkauf, man sollte sich aber beeilen, denn das Festival ist trotz der hohen Eintrittspreise für gewöhnlich sehr gut gebucht!
Dienstag, 20. März 2012
Nichts als Lügen!

Dieses Verhältnis ist wohl nicht mehr zu kitten, Ausnahmesängerin Edita Gruberova und Bayerns Staatsintendant Nikolaus Bachler sind zerstitten und tragen ihre Fehde nunmehr über wechselnde öffentliche Äußerungen aus. Gruberova hatte vor einigen Wochen ihren nicht ganz freiwilligen Abschied von der Bayerischen Staatsoper angekündigt. Die Resonanz auf diese Mitteilung überraschte nicht nur Insider. Auf der Pressekonferenz für die neue Saison 2012/13 hatte Bachler dann auf Nachfrage bekannt gegeben, dass für 2015 eine Serie von Vorstellungen Roberto Devereux (Foto) und ein Liederabend geplant seien. Seinen Tonfall könnte man dabei als süffisant beschreiben. Diesem scheinbaren Rücktritt vom Rücktritt hat Gruberova nun mit einer Pressemitteilung unter dem Titel Nichts als Lügen energisch widersprochen: Bis heute gibt es keinen Vertrag mit der Bayerischen Staatsoper für 2015, geschweige denn einen unterschriebenen. Offenbar hat es die als schwierig geltende Diva ihren Abschied durchaus ernst gemeint und es bleibt bei den bereits terminierten letzten Aufführungen von Lucrezia Borgia im Nationaltheater. Das Publikum kann unbesorgt sein, denn Edita Gruberova bleibt den Münchnern erhalten, sie hat rechtzeitig Alternativen geplant!
Eugen Onegin aus München als Livestream

Das Versprechen einer Wiederholung wird schneller eingelöst als gedacht. Nach dem großen Erfolg der Livestreams von L'elisir d'amore und Don Carlo im Januar diesen Jahres überträgt die Bayerische Staatsoper mit Eugen Onegin am kommenden Samstag um 19 Uhr bereits die dritte Produktion in dieser Saison gratis im Internet. Die Inszenierung stammt von Krzysztof Warlikowski und erzählt die Geschichte auf streitbare, aber keineswegs uninteressante Weise. Der amtierende Münchner Haustenor Pavol Breslik hat den Lenski in dieser Inszenierung bereits gesungen und wirkt nun nach dem Liebestrank bereits zum zweiten Mal in einer Übertragung aus München mit. In weiteren Rollen: Simon Keenlyside als Onegin, Ain Anger als Gremin und Ekatarina Scherbachenko als Tatjana. Die musikalische Leitung der Aufführung hat erstmalig der junge aus Finnland stammende Dirigent Pietari Inkinen.
Sonntag, 18. März 2012
Wer dirigiert den Bayreuther Ring 2013?

Der Dirigentenwechsel von Thomas Hengelbrock zu Christian Thielemann für die diesjährige Bayreuther Neuproduktion Der fliegende Holländer ist erst vor wenigen Tagen verkündet worden, da spekuliert die Wochenzeitung Die Zeit unter dem Titel Hunnentreue zm Hügel über den musikalischen Leiter der Ringproduktion im Jubiläumsjahr 2013. Kirill Petrenko, seit vielen Jahren eingeplant, habe seinen Vertrag bis heute nicht unterschrieben, Grund dafür seien Unstimmigkeiten über einzelne Sängerbesetzungen. Die aktuelle Entwicklung dürfte Petrenko die Zustimmung nun auch nicht unbedingt leichter machen. Hat Hengelbrock doch auch immer wieder die wechselnden Orchesterbesetzungen im Graben kritisiert. Wenn Petrenkos Entscheidung nicht bald fällt sieht Die Zeit nur noch einen Kandidaten als Einspringer, den am Grünen Hügel ohnehin schon omnipräsente Christian Thielemann. Das wäre die Lösung, die sich keiner wünschen kann, am wenigsten der geschätzte Maestro selber!
Freitag, 16. März 2012
Pelléas et Mélisande aus Paris im Web

Die Opéra national de Paris überträgt heute abend ab 19.30 Uhr Pelléas et Mélisande von Claude Debussy auf der eigenen Homepage und bei medici.tv Es handelt sich um die Inszenierung von Bob Wilson, die vor einigen Jahren bei den Salzburger Festspielen zu sehen war. Die musikalische Leitung der Neueinstudierung hat der Pariser Musikchef Philippe Jordan übernommen, der dieses Werk damit zum ersten Mal dirigiert. Die Besetzung ist mit Stéphane Degout, Anne Sofie von Otter, Franz Josef Selig und Elena Tsallagova sehr erlesen. Der Mitschnitt steht für einige Monate zum Abruf bereit. Die Pariser Oper verzichtet in dieser Saision auf internationale Kinoübertragungen zugunsten von Webstreams, zuletzt war im Dezember vergangenen Jahres die Neuproduktion La force du destin auf diesem Wege gezeigt worden.
Donnerstag, 8. März 2012
Absagen beim Berliner Tristan

Seit langem ausverkauft, sollten die drei Tristan-Aufführungen der Berliner Staatsoper im Schillertheater unter der Leitung von Daniel Barenboim einen Höhepunkt der Saison markieren. Jetzt sind sie von Absagen betroffen: Iréne Theorin übernimmt in der Vorstellung am Samstag die Isolde von Waltraud Meier und Martin Gantner den Kurwenal von Roman Trekel. In der Vorstellung am 25. März wird René Pape als Marke durch Kwangchul Youn ersetzt. Alles beste Alternativen, aber beim heiklen Wagner-Publikum werden die Umbesetzungen sicher nicht nur Beifall finden! Insgesamt sind im März drei Aufführungen der Inszenierung von Harry Kupfer aus den neunziger Jahren geplant.
Montag, 5. März 2012
Thielemann übernimmt Bayreuther Tannhäuser

Christian Thielemann übernimmt in diesem Sommer das Dirigat der Tannhäuser-Vorstellungen zusätzlich zur Neuproduktion Der fliegende Holländer bei den Bayreuther Festspielen. Die Premiere der umstrittenen Tannhäuser-Inszenierung im vergangenen Jahr hatte Thomas Hengelbrock geleitet, der in diesem Jahr nicht wieder vertraglich gebunden wurde. Details sind nicht bekannt, im Vorjahr hatte Hengelbrock eine Aufführung der Serie abgesagt und sich kritisch über die knappen Probenmöglichkeiten in Bayreuth geäußert. Thielemann hat den Tannhäuser in Bayreuth bereits dirigiert - die Vorgängerinszenierung von 2002 bis 2005. Für die Wiederaufnahme im Jahr 2007 sollte Fabio Luisi übernehmen, es kam aber dann nach dessen Absage Thielemanns Assistent Christoph Ulrich Meier zum Einsatz. Thielemann ist seit vielen Jahren der meistbeschäftigte Dirigent bei den Bayreuther Festspielen, seit 2010 ist er auch musikalischer Berater der Festspielleitung.
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