Samstag, 7. April 2012
Otello in München - alt und gut
Die Bayerische Staatsoper im Repertoireglück, in einer bemerkenswert stimmigen Aufführung steht derzeit eine Serie von Verdis Otello auf dem Spielplan im Nationaltheater. Spektakulär der seltene Ausflug von Heldentenor Peter Seiffert ins italienische Fach. Bei seinem Otello bleiben zwar ein paar kleine Wünsche offen, aber man muss die Partie erst einmal so souverän singen. Kraftvoll und wirkungsvoll serviert er die Spitzentöne und agiert mit Spielfreude und Souveränität. Man hat das schon anders gehört (italienischer!), aber so geht es auf jeden Fall auch! Das tragische Ende zelebriert er mit brüchigem Ernst und rettet damit die Inszenierung, die an diesem Punkt in ihrem blanken Realismus sonst kaum noch zu ertragen wäre. Verdis großartig komponierter Sturm zu Beginn wird durch den unermüdlich umherlaufenden Chor regelrecht nivelliert. Von dieser Unruhe erholt sich der Abend nur kurz im großen Liebesduett von Otello und Desdemona (von beiden ungemein stilvoll präsentiert) und vollständig erst als die immer wieder bemerkenswerte Krassimira Stoyanova als Desdemona am Schluss alles auf sich und das großartig gesungene Lied von der Weide und das Ave Maria konzentriert. Große Oper, ganz ohne Abstriche! Claudio Sgura gehen als Jago die finsteren Seiten seiner Figur noch viel zu sehr ab, das braucht viel mehr dunklen Verdi in der Stimme. Als Cassio mehr als rollendeckend besetzt ist Pavol Breslik, er hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Das Staatsorchester spielt einen zügigen und liebevoll bis in die Details ausmusizierten Verdi, auch ein Verdienst des eingesprungenen Asher Fisch. Eine Repertoireaufführung, so raffiniert musiziert und zum großen Teil auch so gesungen, das gibt es auch in München nicht mehr so oft!
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