Donnerstag, 21. März 2013

Bayerische Staatsoper - Saison 2013/14

















Die neue Saison in München steht ganz unter dem Zeichen des Amtsantritts des neuen Musikchefs Kirill Petrenko, welcher gleich drei Neuproduktionen dirigiren wird: Richards Strauss' Die Frau ohne Schatten, Mozarts La clemenza de Tito und Die Soldaten von Bernd Alois Zimmermann. Darüberhinaus engagiert er sich sehr im Repertoire und übernimmt dort Eugen Onegin, Der Rosenkavalier und Tosca. Manko des Neustarts bleibt, dass er während der Münchner Opernfestspiele im Juli nicht zur Verfügung steht, weil er in Bayreuth in diesem Jahr erstmalig als Ring-Dirigent gebunden ist und das wohl auch noch eine Reihe von Jahren bleibt. Opernfestspiele ohne Chefdirigenten sind in München ein Unding, es kommt ja niemand wegen den Stücken, sondern alle wegen den Besetzungen. Mal schauen, wie lange das gut geht. Eine vorerst letzte Premiere widmet sich im Dezember nochmals dem Jubiläum von Giuseppe Verdi: La forza del destino mit Anja Harteros und Jonas Kaufmann und die beiden Festspielpremieren 2014 sind Rossinis Guillaume Tell im National- und Monteverdis L'orfeo im Prinzregententheaer. Im Repertoire verzichtet man nach der laufenden Saision auf Wagner, bis auf Der fliegende Holländer. Es gibt wieder mehr Mozart und auch mehr Belcanto, das wird manche, aber nicht jeden freuen. Den 150. Geburtstag von Richard Strauss begeht man mit einem Festkonzert, neben dem Rosenkavalier werden auch Salomé und Ariadne auf Naxos gespielt. Die Sängerbesetzungen entsprechen im Großen und Ganzen Münchner Standard, mit einigen Außreißern nach oben und unten. Joseph Calleja ist gleich in fünf Partien (!) zu hören, am interessantesten dürfte seine Übernahme der Titelpartie in Hoffmanns Erzählungen werden. Simon Keenlyside singt den Wozzeck, Anna Netrebko singt wohl zum ersten Mal in Verdis Macbeth. Ihre erste Münchner Tosca bringt Anja Harteros und Diana Damrau gibt ihr Rollendebüt in La Traviata. Eher fraglich ist, ob Deborah Polaski noch eine gute Amme in Frau ohne Schatten singt und das Engagement von Endrik Wottrich für die Partie Desportes in Die Soldaten könnte sich ebenso als problematisch herausstellen. Für die Partie der Salomé könnte man sich auch eine andere Sopranistin anstelle von Nadja Michael vorstellen, aber vielleicht können die Kolleginnen sich nicht vorstellen, in der Münchner Inszenierung zu singen. Richtige Probleme gibt es allerdings, wie schon in der gesamten Direktionszeit von Nikolaus Bachler, auf der Regieseite. Er hält konsequent an seiner Linie, Schauspielregisseure für die Oper zu verpflichten fest. Das kann gut gehen, tut es aber in München oftmals leider nicht. Warum die Frau ohne Schatten vom Dekonstruierer Krzysztof Warlikowski inszeniert werden muss bleibt ebenso unklar wie die erneute Verpflichtung von Andreas Kriegenburg für Die Soldaten. Dessen vielversprechend gestarteter Ring hier in München stellte sich am Ende als zu groß für sein Konzept heraus. Für Rossinis Guillaume Tell, kein ganz einfaches Werk, wird gar ein absoluter Opernneuling engagiert, das Nachwuchstalent Antú Romero Nunes. Was soll das? Den Titus macht Jan Bosse, auch ein Schauspielmann, der neuerdings in Oper macht, mit wechselndem Erfolg. Und ob Martin Kusej für die komplizierte wie reizvolle La forza del destino einen wirksamen Zugriff findet, das steht auch noch in den Sternen. Nach seiner unpoetischen, radikalen Rusalka, die gleichwohl sehr bejubelt wurde, steht zu befürchten, dass er diesen Weg weiter gehen wird. Was sich Bachler damit beweisen will bleibt unklar, auch sein Beharren auf einer dramtaturgischen Unterfütterung des Spielplans, die zwar zuweilen nachvollziehbar, aber dennoch immer sehr gewollt ist, wirkt beinahe anachronistisch. Das Motto für die neue Saison stammt von Friedrich Nietzsche: Wie man wird, was man ist. Die Reflexion darüber ist eine der vordringlichsten Aufgaben von Theater und Oper und insofern passt dieses Motto immer und überall. In München bezeiht man das auf die Zerstörung (1943) und den Wiederaufbau (1963) des Nationaltheaters. Als dritte Jahreszahl folgt dann 2013...damit nimmt sich sofort allen Wind aus den Segeln. Aber so lange das Staatsorchester so spielt, wie es spielt, ist die Münchner Opernwelt im Großen, wie im Kleinen in Ordung. Wie beruhigend!


Die Premieren der Bayerischen Staatsoper in der Saison 2013/14


11 Kommentare:

  1. Bitte nicht Kaufmann als Alvaro. Bitte!!

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    1. Aber klar doch, Kaufmann bekommt in München zu singen, was er will!

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    2. Hoffentlich nicht auch noch den Tristan!

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  2. Dass die Bayerische Staatsoper regiemäßig ziemlich nachgelassen hat das stimmt. Fast alle großen Regienamen fehlen die vergangenen Jahre, dafür gibt es Zufallserfolge von Schauspielregisseuren. Schade drum!

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    1. Welche großen Regienamen fehlen Ihnen denn?

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  3. Tja lohengriner, er bekommt was er will, aber eben auch was er nicht kann. Das ist ein Unterschied.

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  4. Aus einer kaufmann-Kritik, die nach wie vor Gültigkeit hat.
    ' „Dunkel“ nennen einige diesen Klang – und umschreiben damit ungewollt ein Problem Kaufmanns: eine gedeckte, verschleierte Tongebung. Und die treibt nicht nur Gesangspädagogen mit ihrer Suche nach dem korrekten Stimmsitz die Runzeln auf die Stirn. Hörbar wird nämlich, dass Kaufmann mit mehr Kraftaufwand als nötig singen muss. Der Ton, dies als kleiner Ausflug in die Vokaltechnik, kann sich nicht locker auf der Atemsäule entfalten, wird stets etwas gestaut oder überspannt. Was also vordergründig als Dramatik verführen mag, ist eigentlich Ergebnis eines Defekts.'

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  5. Da haben Sie aber viele Kritiken gelesen, um eine negative zu finden! Übrigens wenn man zitiert, dann bitte ordentlich: Verfasser, Auffindungsort, Zeit. Sonst könnte man ja jeden beliebigen Wortlaut als Zitat ausgeben. Außerdem sind Verfasser und Ort der Kritik natürlich nicht unerheblich.

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  6. Diese Kritik ist absolut zutreffend. Kaufmanns unbestreitbare Stimmdefekte sind immer wieder in verschiedener Form, selbst in gute Kritiken eingebettet, zu lesen. Wäre er nicht dieser Latino-Typ, er wäre nie so weit gekommen. Der von ihm früher gepriesene amerikanische 'Lehrer' Rhodes, der außer Kaufmann keinen anderen bekannten Schüler gehabt hat, und selbst ein mittelmäßiger Sänger war, hat Kaufmann auf diese Defektlinie gebracht. Kaufmanns Wille und Musikalität und Erscheinungsbild haben ihn dennoch erfolgreich sein lassen.

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    1. Wieder nur Behauptungen und keine Belege. "Unbestreitbare Stimmdefekte"? Aber es müsste Ihnen schon aufgefallen sein, dass das eine Minderheitenmeinung von einigen Leuten ist, die ein bisschen in Gesangsunterricht hineingerochen haben und jetzt mit ein paar Fachbegriffen herumschmeißen. Das Stimmtimbre muss einem nicht gefallen, aber er hat die Stimme völlig unter Kontrolle und durchhalten wird sie wahrscheinlich länger als die von manchem jüngeren, technisch hochgepriesenen Kollegen. Das überaus positive Urteil von ehemaligen Weltklassesängern, die nicht gerade für schlechte Technik bekannt waren, sehe ich da als maßgeblicher an: Christa Ludwig, Marilyn Horne, R. Scotto usw.
      Übrigens, sehr geschmackvoll, über Rhodes herzuziehen, nachdem er gerade gestorben ist.

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    2. Rhodes war leider (hatte kurz bei ihm Unterricht und verstand nicht was an ihm kompetent sein sollte), ein Abzocker, der sich auf seinem Ruhm mit Kaufmann ausruhte. Ob man Kaufmann mag oder nicht, dies bleibt: Kaufmann traf Rhodes in einem kritischen Moment. Der versuchte ihn aufzubauen. Nahm ihn voll in Beschlag, er witterte eine Chance, und kaufmann hatte ja schon einen gewissen namen. Stimmlich hat er Kaufmann kaum etwas beigebracht und Kaufmann hat sich, dank seiner Intelligenz und seiner Musikalität selbst aus der Grube gezogen. Rhodes arbeitete ein wenig wie Metternich, der so manche Stimme mit Defekt zurück ließ. Kaufmanns Material ist schön, sein Stimmsitz mangelhaft. Sein variierendes Timbre ist oft störend. Dennoch, er hatt und hat Fähigkeiten aus allem einen Erfolg zu machen. Zu viel heldische Partien sollte er allerdings meiden.

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