Mittwoch, 8. Juni 2011

Anja allein zu Haus


Es war ein mit Spannung erwartetes Rollendebüt: Anja Harteros als Marschallin an ihrem Stammhaus der Bayerischen Staatsoper in München. Anstelle der geplanten Neuinszenierung gab es eine Neueinstudierung der jahrzehntealten Produktion von Otto Schenk. Harteros überzeugt als Marschallin, auch wenn sie sich als noch nicht ganz genesen ansagen lassen muss, aber mehr Positives gibt es von dieser Mittwochs-Aufführung nicht zu berichten. Das Staatsorchester stellt unter Beweis, dass es aus sehr guten Musikern besteht, die ihren Strauss kennen und sogar lieben, ganz für sich. Blickkontakte zum Dirigenten konnten nicht beobachtet werden. Was Dirigent Leif Segerstam zusammenfuchtelt, darüber sollte man lieber schweigen. Eigenartige Tempiauffassungen, undiffenzierte Lautstärken, nichts vom Silberklang, von der wunderbar gebrochenen Walzseeligkeit. Vollkommen leer und gedankenlos wirkt dann auch das Bühnengeschehen. Hier wird ein Bewegungskonzept erfüllt und nicht Theater gespielt. Von einer aufpolierenden Neufassung ist musikalisch, wie szenisch nichts zu spüren. Durchschnittlich nur der Octavian von Ruxandra Donose und die Sophie von Lucy Crowe. Auch Peter Rose gelingt es nicht, den Ochs, trotz seiner stimmlichen Mittel zu einer interessanten Figur zu machen. Keinem der Beteiligten steht der Parlando-Ton zur Verfügung, der über die weiten Konversationsstrecken des Stücks so notwendig ist. Auch Harteros (noch) nicht, aber sie wird in der Rolle noch stilistisch reifen und dann zu den großen Interpretinnen der Partie gehören. Kenner und Zeugen der Münchner Aufführungsgeschichte müssen das Haus schwer enttäuscht verlassen haben!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Jeder namentlich gezeichnete Kommentar, der sich auf die Inhalte dieses Blogs bezieht, ist willkommen! Bitte nicht anonym kommentieren!

LinkWithin

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...