Sonntag, 18. Juli 2010
Münchner Mozart-Repertoire-Triumph
Das war doch endlich mal was, für nur zwei Vorstellungen stand in Münchens Nationaltheater Le Nozze di Figaro auf dem Spielplan - in großartiger Besetzung und gelungener Einstudierung. Die Inszenierung von Dieter Dorn hat schon einige Reprisen hinter sich, kann aber durchaus noch Witz und Wirkung entfalten, insbesondere wenn ein solches Ensemble aufgeboten wird. Allen voran Mariusz Kwiecien als Graf Almaviva, nonchalant und selbstverständlich in der Präsenz, stimmlich in Hochform, kernig, viril, gefährlich - in dieser Kombination spielt er schon länger in einer eigenen Liga. Das gilt beinahe ebenso für Ildebrando D’Arcangelo der seinen Figaro mit Vehemenz und Noblesse ausgestattet und dabei ganz wunderbar und durchschlagkräftig singt. Eine Wohltat für Augen und Ohren, die sich ungebrochen bei den Damen fortsetzt: Die Susanna der schwedischen Sopranistin Camilla Tilling hat etwas Herbes, Abgeklärtes, aber dennoch die Rolle sehr umfassend Treffendes. Ihr Timbre mischt sich auch ganz schwesterlich spannend mit dem von Barbara Fritolli, die als Gräfin Almaviva ebenfalls einen sehr guten Abend hat und kleinere Ungenauigkeiten mit ernsthafter Rollengestaltung mehr als wett macht. Der musikalische Clou der Aufführung ist aber der Cherubino von Anna Bonitatibus, so süffig, lasziv gehaucht ist die Partie wohl lange nicht gegeben worden. Sensibles Aufeinanderhören und vorbildliche Pianokultur ist bei allen Sängern selbstverständlich. Das Staatsorchester unter der Leitung des jungen Dirigenten Juraj Valcuha spielt routiniert bis ambitioniert auf, mit ein paar Wacklern mittendrin, aber auch wunderschönen dunklen Farben. Wenn am Ende alle Beteiligten in einer Reihe stehen - jeder ein betrogener Betrüger - dann ist in der Oper, wie im Leben für einen Moment alles gut. Ein Gefühl, welches man in der Bayerischen Staatsoper gern öfter haben würde!
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Genauso war es!!
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