Dienstag, 11. Mai 2010

Rolando der Tapfere


Das Publikum in der nicht ausverkauften Münchner Philharmonie war ganz aus dem Häuschen, der Solist auch. Doch so mancher, der gekommen war, um sich mit eigenen Ohren vom Comeback des mexikanischen Tenors zu überzeugen, rieb sich verwundert die Augen. Es gab einen ehemaligen Opernstar zu besichtigen, der sich behende zum Popstar wandelt. (Genau das Gegenteil von der britischen Fernsehshow, an der er dieses Jahr mitwirkte.) So präsentierte Rolando Villazon die Händel-Arien, die nur wenig auf seine Stimme passen und irgendwie zurecht transponiert wurden. Gewiss, er war nie ein technisch perfekter Sänger, das fällt aber jetzt viel mehr ins Gewicht als früher, weil seiner Stimme Durchschlagskraft und Flexibilität abgeht. Vom hoffnungsvollsten Tenor unserer Zeit ist da kaum noch etwas zu hören. Vieles wirkt angestrengt, gedrückt, die Übergänge zwischen den Registern sind merkbar, die Stimme hat viel von ihrerem Schmelz, ihrer einstigen Schönheit eingebüßt. Villazon ist anfangs diszipliniert und abwägend und die Bremse bleibt dann auch den ganzen Abend angezogen. Bezaubernde Momente gibt es, berührende auch - er ist immer noch der charmanteste Sänger den man sich vorstellen kann. Rolando spielt mit dem Publikum und dieses lässt sich gern auf das Theater ein. Aber wer den Tenor Villazon aus seiner Anfangszeit kennt kann eigentlich nur traurig sein, wie hier ein sensibler und hochmusikalischer Künstler von falschen Beratern unerbittlich vor der Zeit verschlissen wurde. Wäre er doch im Ensemble an Daniel Barenboims Lindenoper geblieben (wie das René Pape oder Roman Trekel auch sind) und hätte im Jahr eine Premiere mit dem Maestro gesungen. Immer schön der Reihe nach, Schritt für Schritt, ab und zu ein ausgesuchtes Gastspiel, zwischendurch Liederabende. Auch damit kann man Geld verdienen. Es hat nicht sollen sein! Im Herbst geht er mit mexikanischen Liedern auf Tournee, das wird vielleicht richtig gut. Ein begnadeter Entertainer ist er nach wie vor und nur ihm nimmt es niemand als unerträgliche Attitude übel, wenn er nach dem Konzert jeden einezlnen Musiker küsst, als letztes den Cellisten auf seine Glatze!

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