Samstag, 1. Mai 2010

Edita die Ewige


Andere Sängerinnen und Sänger nehmen Auszeiten, sagen immer wieder Vorstellungen ab oder beenden ihre aktive Karriere bereits mit vierzig Jahren. So lange steht sie nun schon auf der Bühne und ein Ende ist nicht abzusehen: Edita Gruberova. Von ihren außerordentlichen Qualitäten konnte sich das Münchner Publikum jetzt wieder in der ausverkauften Philharmonie im Gasteig überzeugen. Wahnsinnszenen war das Programm übertitelt und die Gruberova brillierte einen ganzen Abend lang im italienischen Belcanto-Fach, in welchem sie seit Jahrzehnten ungeschlagen ist. Mit Ernsthaftigkeit, stupender Technik, einer atemberaubenden Präsenz auf der Bühne und einem unerreichten Gefühl für die Bedeutung jeder einzelnen Phrase macht sie aus den Arien hochspannende Minidramen und das Publikum atmet jede einzelne Note mit. Keine Koloratur ist Selbstzweck, sondern immer Ausdruck eines tiefen unteilbaren Gefühls, welches sie mit musikalischen Stilmitteln vollendet darzustellen weiß, ob als Lucia di Lamermoor, Lucrezia Borgia oder Ophelia. Die Kunst der Gruberova ist mit Worten nur schwer zu beschreiben, man muss dabei sein und sich ihrem Gesang körperlich aussetzen und wird doch nicht dahinter kommen. Es scheint paradaox, aber es ist so: Die nach wie vor vollumfängliche Beherrschung der technischen Möglichkeiten ihrer Stimme ist bei ihr mit einer Beseeltheit des Gesangs verbunden, die süchtig macht. Nicht ganz glücklich machen die Münchner Sinfoniker unter Andrej Yurkevitch, da ist zu viel Routine im Spiel, vieles hat man schon präziser und überzeugender gehört. Überraschend: In der eigentlich aus dem Rahmen fallenden Violetta aus La traviata hört man Gruberova in einer wunderbar ausgewogenen, geradezu süffigen Mittellage. Noch in diesem Jahr wird sie mit dieser Rolle - die sie schon mit Anfang zwanzig während ihres ersten Engagement im slowakischen Banská Bystrica gesungen hat - für zwei komplette konzertante Aufführungen in die Philharmonie zurückkehren. Die ungeschlagene Königin des Belcanto macht sich auf zu neuen Ufern! Dass die Gruberova mehr kann als Belcanto ist vielleicht ein bisschen in Vergessenheit geraten. Die Namen auf dem Besetzungszettel werden nicht nur die Herzen der Münchner Opernfreunde höher schlagen lassen: Pavol Breslik, Paolo Gavanelli und Kurt Rydl. Es dirigiert Marco Armiliato. Das wird eine Sternstunde mit Ansage und sicher werden auch dann wieder zum Applaus die "Edita" - Transparente entrollt!

1 Kommentar:

Jeder namentlich gezeichnete Kommentar, der sich auf die Inhalte dieses Blogs bezieht, ist willkommen! Bitte nicht anonym kommentieren!

LinkWithin

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...