Mittwoch, 22. Juli 2009
Sommerpause in Dresden: Viele Fragen offen
Mit einigen dissonanten Tönen ist die Dresdner Musiksaison 2008/09 Anfang Juli zu Ende gegangen. Inzwischen traditionell endete die Spielzeit der Semperoper mit einer Vorstellung von Richard Strauss Der Rosenkavalier. Als Feldmarschallin überzeugte einmal mehr Camilla Nylund (auf dem Foto rechts), die hier an ihrem Stammhaus seit einiger Zeit als Kammersängerin geehrte, aber inzwischen auch in Wien, Salzburg und Paris als eine der wichtigsten Strauss- und Wagner-Interpretinnen ihrer Generation geschätzte Sopranistin. Ansonsten viel sängerische Routine und zu wenig Präzision in manchem Detail. Die Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg wirkt inzwischen mächtig angestaubt, das Konzept die drei Akte in unterschiedlichen Zeitepochen spielen zu lassen trägt nicht so weit, wie es müsste. Im Jahr 2012 jährt sich die Uraufführung des Rosenkavaliers in Dresden zum hundertsten Mal, da besteht Handlungsbedarf für die neue Intendantin Dr. Ulrike Hessler, damit das vielleicht wichtigste Dresdner Repertoirestück zum Jubiläum in einer adäquaten Inszenierung auf dem Spielplan steht. (Das gilt übrigens auch für die Elektra – von der legendären Inszenierung von Ruth Berghaus musste im Januar Abschied genommen werden.) Doch zu allererst muss ein neuer Generalmusikdirektor gefunden werden, nachdem Fabio Luisi überraschend seinen Weggang an das Opernhaus Zürich bekannt gegeben hat. Inzwischen verdichten sich die Gerüchte das mit Christian Thielemann mehr als ein Ersatz gefunden wurde. Der Qualitätsfanatiker hat seinen Vertrag bei den Münchener Philharmonikern platzen lassen (dort war er immerhin der Nachfolger von Sergiu Celibidache und James Levine) und wäre ab 2012 frei für Dresden. Thielemann gilt als schwierig und kompromisslos, aber gerade das könnte ihm angesichts des Dresdner Traditionsbewusstseins zu Gute kommen. Sein schmales Kernrepertoire (Wagner, Strauss) passt wunderbar mit dem der Staatskapelle zusammen; diese Lösung hätte sogar einen gewissen Charme für den darnieder liegenden CD-Markt. Und die Aussicht, dass Thielemann nicht nur Konzerte sondern auch wieder regelmäßig Opernaufführungen dirigiert, dürfte den Spielplan der Semperoper nachhaltig attraktiver machen, auch überregional. Das ist dringend nötig, denn im bisher stets mit höchsten Auslastungszahlen verwöhnten Haus bleiben immer mehr Plätze frei. Dresdner Publikum und Touristen schaffen es auch zusammen immer seltener das Haus zu füllen und so blieben nicht nur bei der jüngsten Henze-Produktion von L’Upupa ganze Stuhlreihen leer, obwohl die Inszenierung von der Presse als eine der besten der Ära Gerd Uecker gefeiert wird, sondern übers Jahr auch in Aufführungen von Tristan und Isolde trotz einer fantastischen Evelyn Herlitzius oder bei Boris Godunow mit einem überragenden René Pape.
Der stellt seine ganze sängerische und darstellerische Präsenz auch noch mal in einer Vorstellung am Saisonende in den Dienst der in ihrer Eindimensionalität wirklich missratenen Inszenierung von Christian Pade aus dem vergangen Dezember. Und Elton John der am selben Abend auf dem Theaterplatz konzertiert muss warten, bis Pape fertig ist und die Semperopernbesucher das Haus verlassen haben. Schöne Arbeitsteilung. Ansonsten war das Wochenende gekennzeichnet von unerfreulichen Absagen. Waltraud Meier sollte mit der Dresdner Philharmonie am Elbufer einen großen Wagner-Abend gestalten (ihr konzertantes Brünnhilde-Debüt war angekündigt), wegen Hochwassers musste das ganze Konzert ausfallen. Auch der für das letzte Sinfoniekonzert der Staatskapelle Dresden angekündigte Dirigent Sir Colin Davis musste seinen Auftritt wegen höherer Gewalt absagen: Er durfte England nicht verlassen, weil sein Reisepass von den britischen Behörden nicht rechtzeitig ausgestellt wurde. Zwei wirklich plausible Erklärungen im um Ausreden eigentlich nicht verlegenen Klassik-Betrieb. Jetzt ist Sommerpause, die Publikum und Musiker verlustieren sich auf diversen Sommerfestivals, schon Ende August geht alles wieder los. Dann streiten wir auch weiter über den neuen Dresdner Konzertsaal...was meint eigenlich Herr Thielemann dazu?
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