Selten werden sie gespielt, die späten Opern von Richard Strauss. Zu Unrecht, wie sich gestern in der Dresdner Semperoper anlässlich der Wiederaufnahme von "Die Liebe der Danae" herausstellte.
Göttervater in Bedrängnis - vier Exgeliebte setzen Jupiter zu.
Jupiter hat schon lange ein Auge auf die schöne Danae geworfen, als deren Vater Pollux dringend Geld benötigt ergreift er die Gelegenheit und nähert sich ihr in Gestalt des armen Eseltreibers Midas, dem er dafür im Tausch die Gabe verleiht, alles zu Gold werden zu lassen. Doch Danae wiedersteht nicht nur dem Göttervater, sondern verliebt sich auch noch unrettbar in Midas. Mit klangschönem Tenor weiß Raymond Very in dieser undankbaren Rolle zu beeindrucken. Im Mittelpunkt sitzt Anne Schwanewilms zunächst auf dem Souffleurkasten und schaut versonnen ins Publikum, später macht sie mit glockenhellem Sopran Danaes Emanzipation zur selbstbestimmt liebenden Frau deutlich. Ihre mit starker Mittellage und flutender Höhe ausgestattete Stimme prädistiniert sie für die großen Frauenpartien der späten Opern des Komponisten. Die Überraschung des Abends ist Hans-Joachim Ketelsen als Göttervater Jupiter, mit Stimmkraft und Spielwitz wirft er sich in die Mammutpartie und trifft sowohl den ironischen Konversationston der Vorlage, wie auch die heldischen Phrasen im bewegenden Schlussmonolog, chapeau! Insgesamt agiert ein homogenes Ensemble, aus dem das Quartett der Königinnen mit Agnete Munk Rassmussen, Kyung-Hae Kang, Anke Vondung, Christa Mayer wirkungsvoll heraussticht. Die vier abgelegten Geliebten verbergen ihre Freude nicht, dass Jupiter diesmal nicht wie gewohnt zum Zuge kommt und sorgen sowohl in Badetracht, wie auch auf Schlittschuhen für Witz und Tempo - und beweisen, allesamt Ensemblemitglieder, einmal mehr, die sängerische Potenz des Dresdner Hauses. Die Inszenierung von Günter Krämer aus dem Jahr 2002 erzählt die eher sprunghafte Handlung mit geschickt und unaufwendig angelegten Bildern. Die Doppelung der Danae-Figur (als Double agiert mit großer Bühnenpräsenz die Schauspielerin Anna Franziska Srna) ermöglicht überraschende Wendungen, ohne dass diese Idee überstrapaziert wird. Unter Fabio Luisi erfreut die Staatskapelle Dresden mit einem differenzierten Klangbild, welches den weit gefassten Ansprüchen der Partitur so gerecht wird, wie man das von diesem Orchester erwarten darf. Eine musikalisch, wie szenisch bestens einstudierte Wiederaufnahme und ein kleiner Höhepunkt der laufenden Dresdner Opernsaison.
Das Geldproblem bleibt ungeklärt, wenn Götter mit Menschen händeln, dann geht es um andere Dinge.
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