Sonntag, 9. März 2014

Gerard Mortier (1943 - 2014)













Gerard Mortier ist tot. Der vielleicht wichtigste und auf jeden Fall der einflussreichste europäische Opernmanager der vergangenen drei Jahrzehnte erlag gestern im Alter von 70 Jahren seiner im Vorjahr diagnostizierten Krebserkrankung. Die von ihm geleiteten Institutionen, von den Salzburger Festspielen - wo er 1991 auf Herbert von Karajan folgte - bis zum Teatro Real in Madrid - wo er im letzten Jahr rüde abserviert wurde - wurden durch ihn von Grund auf umgestaltet, auf ein neues Publikum und auf ein ebenso neues Verständnis von Kunst und Theater eingestellt. Man könnte auch sagen, auf eine sehr subjektive Art zukunfts- und diskursfähig gemacht, die weit nach außen wirkte. Ihm ist bei weitem nicht alles geglückt, diesen Anspruch hat er übrigens auch nie erhoben. An der Pariser Oper folgte auf seine Amtszeit eine Ära der Restauration, die bis heute andauert. Doch er kämpfte immer mit offenem Visier, meldete sich gefragt und ungefragt zu Wort, war dabei nie um prägnante oder auch provokative Stellungnahmen verlegen. Erinnert werde muss an seine nicht sehr aussichtsreiche und damit um so verdienstvollere Bewerbung für die Bayreuther Festspiele und seine Absage an die New York City Opera, als dort das Geld knapp wurde. Dass Berlin es nicht gewagt hat, ihm die Leitung der Hauptstadtopern zu übertragen, Gelegenheiten dafür hätte es mehrfach gegeben, darf als entscheidendes Versäumnis der dortigen Kulturpolitik gelten. Gerard Mortier war der Prototyp eines eloquenten, polyglotten und natürlich auch sehr ambitionierten europäischen Kulturmanagers, der damit allerdings einen Standard vorgelegt hat, der nicht von vielen gehalten werden kann. Am wenigsten vielleicht von seinen zahlreichen Nachahmern. Mut und Sensibilität gehören eben auch dazu. Nicht nur in der permanenten Debatte um die Aufgaben und Möglichkeiten von Musiktheater in unserer Zeit wird seine Stimme fehlen!

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