Montag, 3. Januar 2011

Silvester-Fledermaus in München - immer wieder


Wie zu jedem Jahreswechsel stand auch diesmal am 31.12. an der Bayerischen Staatsoper die Fledermaus auf dem Spielplan, als einziger Termin in der ganzen Saison. Eine Aufführung, die erfreute, aber mehr leider auch nicht. Unter der umsichtigen Leitung von Bertrand de Billy spielte das Staatsorchester einen eher getragenen Strauss, man könnte sich das noch viel spritziger und auch witziger vorstellen. Die gute Stimmung auf der Szene bleibt deswegen Behauptung und überträgt sich nur schwer aufs amüsierwillige Publikum. Mit Michaela Kaune steht eine Rosalinde zur Verfügung, die mit großer Operngeste und durchschlagendem, höhenstarken Sopran den vielfach unterschätzten Anforderungen der Partie nach wie vor gewachsen ist. Als viriler Eisenstein ist ihr Bo Skovhus ein adäquater Partner, bei beiden stimmt fast alles. Schwer hat es da die hoch gehandelte Mojca Erdmann als Adele, sich gegen so viel Präsenz durchzusetzen und so richtig flüssig perlen ihre Koloraturen an diesem Abend auch nicht. Großartig weiß dagegen Pavol Breslik als verflossener Liebhaber Alfred seine Auftritte zu setzen. Im ersten Akt wirft er sich mit Verve in den Boulevard und liefert dann später im Gefängnis zusammen mit Michael Lerchenberg als Frosch ein Kabinettsstück besonderer Güte, wenn er als "Karpaten-Zeiserl" einen Rundumschlag durch alle mehr oder weniger gängigen Tenorpartien anstellt. Der Frosch schießt sich während seiner etwas länglichen Suada auf den aktuellen Zustand der Bayerischen Staatsoper ein, der Intendant trägt es in seiner Loge mit amüsierter Fassung. Alfred Kuhn und Ulrich Reß sind mit ihrer verlässlichen Komödiantik unbedingt zu erwähnen. Daniela Sindram beeindruckt als Orlowsky mit Stimme und darstellerischem Nachdruck. Unzweifelhafter Höhepunkt des Abends ist der Überraschungsauftritt von Joseph Calleja, der mit zwei italienischen Schlagern (O sole mio) das Publikum geradezu überwältigt. Was für ein kraftvoller, souveräner, klangschöner Tenor, der zu schönsten Hoffnungen Anlass gibt! Insgesamt war diese Silvester-Vorstellung ein durchaus unterhaltsamer Abend, der allerdings auch den Eindruck erweckt, nur eine nicht ungern absolvierte Pflichtübung zu sein. Die große Ballszene würde ein paar ordnende Eingriffe durchaus vertragen und die Mooshammer-Parodie des Dr. Blind gehört schnellstens in den Fundus!

2 Kommentare:

  1. Bertrand de Billy und das Orchester der Bayrischen Staatsoper waren der einzige Lichtblick des Abends. Selten wurde die Fledermaus in München so spritzig und Champagnerlaunig gespielt. ein grosse Lob dem Maestro! Hoffentlich kommt er oft nach München!

    AntwortenLöschen
  2. Das Staatsorchester hat leider wie ein Staatsorchester gespielt. Auf hohem Niveau, aber mit der Tendenz zur gepflegten Langeweile. Erst wenn sie die Fledermaus so spielen, dass man vergisst, dass es das Staatsorchester ist, dann ist es für dieses Stück richtig!

    AntwortenLöschen

Jeder namentlich gezeichnete Kommentar, der sich auf die Inhalte dieses Blogs bezieht, ist willkommen! Bitte nicht anonym kommentieren!

LinkWithin

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...