Montag, 13. September 2010

Umstrittenes Redesign bei der Semperoper


Es ist inzwischen üblich geworden, dass mit dem Neustart einer Intendanz das gesamte grafische Erscheinungsbild des Opernhauses geändert wird, neudeutsch nennt man das relaunch. Über die Ursachen dieser Entwicklung kann man nur spekulieren, sicher liegt es auch daran, dass man andere Neuerungen nur sehr langwierig durchsetzten kann, aber heute gezwungen ist, schnell und wirkungsvoll Farbe zu bekennen. Bei der Dresdner Semperoper, die seit dieser Saison von Dr. Ulrike Hessler geleitet wird, schaut man mit besonderer Aufmerksamkeit hin, war die Neu-Intendantin doch zuvor für die Kommunikation der Bayerischen Staatsoper zuständig und dieser Bereich überzeugte in München immer auf den ersten und den zweiten Blick. Nach den ersten Wochen muss man allerdings bilanzieren, dass hier einiges falsch gelaufen ist und es ein paar dringender Korrekturen bedarf! Das neue Logo (oben im Bild) soll die stilisierte Semperoper und zugleich ein grafisches Schlüsselloch darstellen, durch welches Einblicke - wohin auch immer - gewährt werden. So weit, so schlecht. Man will sich ja selbst in Dresden gern auch mal an neue Dinge zu gewöhnen, aber gut müssen sie schon sein. Und das Neue besser als das Alte! In diesem Fall ist das nicht so, vielmehr muss hier wirklich etwas vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Es passt hier nichts richtig zusammen, alles wirkt ausgedacht und unpraktisch. Richtig schwierig wird es mit der Homepage der Semperoper. Diese wurde komplett neugestaltet und das Ergebnis ist ernüchternd. Mit der Oper an sich hat das nur noch noch sehr wenig zu tun, die Gestaltung erinnert irgendwie an die ersten Versuche im www vor mehr als einem Jahrzehnt. Schwere gestalterische Schnitzer gehen mit optischen Unzulänglichkeiten einher. Eine Times-Schrift in verschiedenen Farben ist ebenso problematisch, wie die unübersichtliche Navigation und das eigentümliche Verhältnis von Text und Bildern. Zwischendurch vagabundiert die neue Bildmarke, mal farbig, mal mit Fotos unterlegt. Auch die Idee der vielen Weißflächen ist ja ganz interessant, aber in diesem Fall sorgt diese Aufgeräumtheit dafür, dass sich die Inhalte verlieren und jegliche Prioritäten verloren gehen. Undiskutabel auch solche Details, wie das Fehlen einer englischen Version und einer Rubrik für Änderungen und Umbesetztungen. Vieles fehlt vollkommen, das mit Vehemenz propagierte Vier-Sparten-Modell (Oper, Ballett, Staatskapelle, Junge Szene) mag ja konzeptionell interessant sein, der sinnlichen Vermittlung des Opernspielplans dient es nicht. Und das dürfte doch nach wie vor eine der Hauptfunktionen der Homepage der Semperoper sein: Auswärtige Besucher auf das Haus und den Spielplan aufmerksam zu machen. Nicht nur in Dresden (Vorhang auf, Herzinfarkt), inzwischen auch in der überregionalen Fachöffentlichkeit wird das Ganze inzwischen als kommunikativer Totalausfall bewertet. Sicher war die alte Homepage auch nicht großartig, im Gegenteil: überladen und kitschig, aber trotzdem funktional und sie konnte die Verbindung zu dem herstellen, was sich in der Semperoper auf der Bühne abspielt. Genau das schafft diese neue Version überhaupt nicht und dann fragt man sich, wozu es diese Veränderung überhaupt gibt. Böse Zungen würden behaupten, es handelt sich um eine billige Kopie der Homepage der Bayerischen Staatsoper und liegen damit sicher nicht so falsch, denn der Auftragnehmer ist derselbe!

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