Montag, 6. September 2010

Rigoletto in Mantua - das war es?


Es war kein Experiment, im Gegenteil und trotzdem ist die Sache gründlich schief gegangen. Mag sich eine Tosca für eine solche filmische Liveübertragung eignen, der Rigoletto tut es nicht. Ob diese drei Akte in Mantua oder irgend einer anderen Stadt spielen, es war eigentlich nicht zu erkennen und es spielte auch keine Rolle. All das was diese Ausstattungsorgie präsentieren soll liefert Verdis Musik viel filigraner und plastischer. Und immer wenn die Inszenierung versucht besser zu sein als Verdi verliert sie alles. Bei der Mordszene am Schluss des dritten Aktes werden die Grenzen zur Peinlichkeit dann vollständig überschritten und die Schwächen der Aufführung auf das dann schon Lächerlichste deutlich. Auch filmisch spannungslose Arrangements, die Sänger schauen irgendwohin, auf der Suche nach dem Dirigentenmonitor? Von Personenführung kaum eine Spur, Ruggiero Raimondi ist ein Klischeebösewicht mit bösem Seeräuberblick und stimmlich nurmehr ein Schatten seiner selbst. Als Gilda hat Julia Novikova ein paar schöne Momente, aber zu berühren weiß ihr Gesang und ihr Spiel in keiner Minute. Ebenfalls nicht in Hochform Vittorio Grigolo als Herzog. Er bleibt Stimmträger, wird nicht zur Figur. Zum Star des Abends Placido Domingo muss gesagt werden, dass er sich mit der Übernahme dieser Rolle keinen Gefallen getan hat. Was beim Simon Boccanegra vor einem Jahr gut funktioniert hat, die fehlende baritonale Grundierung der Figur durch Identifikation wett zu machen verliert sich hier im Unverbindlichen. Er ist stimmlich kein Rigoletto und er ist leider auch nicht das Zentrum dieser Inszenierung, so wie er sich unentschlossen durch die Arrangements bewegt. Dabei müsste das doch alles um ihn herum gebaut sein! Man fragt sich als Zuschauer zu mitternächtlicher Stunde was da alles schief gelaufen ist, warum das alles so langweilig sein muss. Mit Oper hat das nicht mehr viel zu tun, soll es ja vielleicht auch gar nicht. Und die Musik? Zubin Metha hat ziemliche Probleme das alles zusammen zu halten. Eigenartige Tempowechsel nehmen der Aufführung viel von ihrer Spannung. Das Ganze ist ein Sieg der Technik über die Kunst der den Weg in eine Sackgasse weist. Den nächsten Rigoletto bitte wieder im Opernhaus!

13 Kommentare:

  1. Lieber Autor, Sie müssen sehr schlechter Stimmung gewesen sein. Zu durchsichtig bezieht sich ihre rein negative Sicht nicht auf die Ausstrahlung sondern auf irgend etwas was Sie für sich behalten. Nur mit der stimmlichen Kritik an Placido Domingo stimme ich überein, doch gelang es ihm ja durchaus diese durch seine Präsenz wettzumachen. Die Inszenierung fand in der Mimik statt nicht in großen Bewegungen auf der Bühne. Und das sehr gelungen, wie ich finde.
    Der Autor nennt seinen Namen nicht, nur das tue ich ihm gleich.

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  2. Mir gefällt Domingo überhaut nicht (auch nicht in Boccanegra), aber ansonsten finde ich die obige Kritik überzogen.

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  3. Ich bin NICHT anonym....!
    man mag den "Rigoletto" aus Mantua mögen oder nicht, das bleibt jedem unbenommem, aber reines Niedermachen ist ein Armutszeugnis für den betreffenden Schreiber(ling)!
    Sicher, Plácido Domingo ist kein Bariton und ein Jugendlicher ist er auch nicht mehr, aber er war klar das ZENTRUM der ganzen Aufführung, des Events, wenn sie so wollen.
    Die außergewöhnlichen Produktionsbedingungen, die Tonprobleme der RAI, das alles ist nicht den Sängern anzulasten. Personenregie und kamera waren, nach meinem Dafürhalten nicht vorhanden und so kann ein solches Unternehmen halt nur punktuell überzeugend sein. Für mich war dieser Punkt Domingo, der einen glaubwürdigen charakter gesungen und gespielt hat.

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  4. Man muss wissen, wann man würdevoll aufhört!

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  5. PLACIDO DOMINGO hat sich mit dem Versuch Bariton sein zu wollen geschadet. Es fehlt die dunkle Stimmfärbung, die diese Partie so berührend macht (gleichsam ein Cello-Ton!). Ausserdem wird diese Partie zu alt dargestellt. Der geschmeidig-intrigantische Hofnarr ist zwar ein Krüppel, aber er hat sehr wohl Kraft und (böse) Energie. Er ist die zentrale Figur dieser Oper. Daher war er durch Domingo fehlbesetzt und das wirkte sich auf die gesamte Aufführung aus.

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  6. Gut gesagt, gleichsam ein Cello-Ton! Kompliment!

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  7. Der Rezensent hat Recht. Für mich der langweiligste und überflüssigste Rigoletto meines Lebens. Und ich habe viele gesehen und gehört. Gilda allerdings hat Potential. Für so ein Projekt ist sie nicht geeignet. Auf der Bühne war ihre Gilde sher anrührend.

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  8. Der Rezensent hat in allen Punkten Recht,selbst die Gilda überzeugt nicht.Entweder es ist ein Gesamtkunstwerk oder nicht.

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  9. FREIHEIT FÜR DIE KUNST!
    (diese bescheuerte Welt lässt nichts anderes als eine kommerzielle Behandlung dieser Produktionen zu und ihr ätzenden intellektuellen unterstützt den Kommerz mit lächerlicher Kritik!)
    KRITIKER IST NICHT JEDER, DER SICH KRITISCH ZU ETWAS ÄUSSERN KANN!

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  10. Das war einfach wunderbar. Domingo spielt und singt so überzeugend. Die ganze Sache war einfach nur schön. Wenn das jemand nicht mag, soll er sich eine moderne Inszenierung betrachten.

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  11. Gestern in arte war es für mich eine passable musikalische Darstellung. Glücklicherweise habe ich die Kommentare vorher nicht gelesen, stimme aber im nachhinein vielem zu - Todesszene von Gilda, die in der Vorankündigung als bewegend von einer weiblichen Stimme angekündigt wird - schon peinlich, aber ansonsten war ich froh, diese Aufführung gesehen zu haben.

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  12. Was muss man denn für ein negativer Mensch sein, um so einen Kommentar zu schreiben. Wer sind Sie denn überhaupt, dass Sie sich anmassen, diesen Rigoletto-Film so in Grund und Boden zu stampfen und Placido Domingo gleich mit !Zum Glück gibt es auch "normale" Menschen, denen diese Produktion sehr gefallen hat und Placido Domingo sowieso. Placido ist ein Ausnahmekünstler und wir, die Opernfans, lieben ihn. Er ist ein "Operngott" und singt und spielt mit Leidenschaft und Hingabe. Ich jedenfalls wünsche ihm noch einige Jahre mit seiner wundervollen Stimme - ob als Tenor oder Bariton und wem das nicht gefällt, der soll bitteschön nicht hinhören und nicht hinsehen !

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  13. Endlich mal eine Gilda, der man die Rolle abnahm und keine Fettmadame, wo man überall die Speckrollen sieht. Der Film hat mir gefallen, die Kostüme und das Bühnenbild sowieso. Ich finde, zu einer alten Oper gehören diese Kostüme und Dekoration.
    Wen interessiert schon ein selbst ernannter Kritiker.
    Kido

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