Samstag, 10. April 2010
Eugen Onegin im Fernsehen
Heute abend um 20.15 Uhr zeigt der Kulturkanal 3sat einen Mitschnitt der Salzburger Produktion von Eugen Onegin aus dem Jahr 2007. In der Regie von Andrea Breth und unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim singen Anna Samuil (Tatjana, Foto), Peter Mattei (Onegin), Ekatarina Gubanova (Olga), Joseph Kaiser (Lenski) und Renée Morloc (Larina), sowie Feruccio Furlanetto den Fürsten Gremin. Die Aufführung erzeugte nach ihrer Premiere eher gemischte Reaktionen. So lobte das Hamburger Abendblatt den handwerklichen Umgang der Regisseurin mit dem Stück: Breth schafft es mit fast schon komödiantisch leichter Hand, diese große, schwermütige Oper von ihrer zaristischen Steifheit zu befreien und wie ein Ibsen-Kammerspiel zu erzählen. Genau das macht der Berliner Tagesspiegel aber der Aufführung zum Vorwurf: Schonungslos will diese Produktion die lebensfeindliche Gesellschaft durchleuchten – und verzettelt sich, bei aller feinen Beobachtungsgabe Andrea Breths, optisch doch in einem Ästhetizismus der alten Schaubühne. Auch die Tageszeitung Die Welt sieht das Ganze eher kritisch: So wie Daniel Barenboim, der es später auch dramatisch effektvoll, aber leer krachen lässt, durch eine undurchsichtig bräsige Tschaikowski-Lesart enttäuscht, die die oft unsauberen Philharmoniker zusätzlich verwässern, so erzählt auch Andrea Breth auf hohem Niveau wenig Neues. Zumindest für das Fernsehen sollte eine psychologisch durchgebaute und auf Bildwirksamkeit bedachte Inszenierung gut funktionieren und für einen anregenden Abend sorgen. Auch ist die Zusammenarbeit zwischen Barenboim und Breth so gut gewesen, dass Sie im kommenden Jahr ihre Fortsetzung findet. Zu den ersten Festtagen der Staatsoper Unter den Linden im Ausweichquartier Schillertheater im Frühjahr 2011 inszeniert Andrea Breth den Wozzeck von Alban Berg, am Pult natürlich Daniel Barenboim.
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