Sonntag, 20. Dezember 2009

Ein wunderbarer Liebestrank


Es gab lange Zeit keine Neuproduktion an der Bayerischen Staatsoper die auf ganzer Linie so überzeugt und gute Laune hervor bringt wie dieser L'elisir d'amore in der Inszenierung von David Bösch. Man glaubt kaum, dass es die erste Opernarbeit des jungen Regisseurs ist, so gekonnt und stilsicher organisiert er das Geschehen auf der Bühne. Jeder Auftritt ist überlegt, jedes Arrangement findet seinen Sinn. Bösch tut sehr gut daran das Theater nicht neu zu erfinden, manchmal stehen seine Sänger einfach nur an der Rampe und singen - aber wie! Ihre Referenzen findet die Arbeit in den Filmen von Federico Fellini, die um alle Ecken schauen. Eine große zunächst leere Bühne füllt sich immer wieder überraschend mit Versatzstücken und bleibt trotzdem ein Spannung erzeugender Handlungsraum. Und das Mondauto mit welchem der Zauberer Dulcamare (kongenial verkörpert von Ambrogio Maestri) einfährt wirft einen wirklich um. Die Hauptrollen sind mit Nino Machaidze und Guiseppe Filanoti mit zwei selbstbewussten, spielstarken Sängern besetzt, die im Laufe des Abends sängerisch und darstellerisch ganz hervorragend zusammen finden. Immer wieder großer Jubel für beide!

Einen wirklich grandiosen Auftritt hat auch Fabio Maria Capitanucci als Belcore mit perfekt disponiertem Bariton. Insgesamt hat man auch in München eine solch wunderbar ausgewogenen italienische Aufführung lange nicht gehört, auch wenn am Dirigat von Juraj Valcuha einige Abstriche zu machen sind. Der hat durchaus Probleme, das Staatsorchester in den richtigen Momenten zu Donizettis Klanggewittern zu führen, das könnte sowohl präziser, wie auch fulminanter sein. Aber wenn Nemorino sein berühmtes Una furtiva lagrima hoch oben auf der Laterne so voll Todessehnsucht singt, dass man meint, man höre es zum ersten Mal, dann versöhnt dieser Moment mit sehr, sehr vielem, nicht nur an diesem Abend. Zwischen den herrlichen Klamauk und die großartige Musik hat sich über die zwei Stunden auch eine kleine Botschaft geschlichen, über die Wege und Umwege im Leben, die man gehen muss, um glücklich zu werden. Danke!

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