Dienstag, 30. Juni 2009

Pina Bausch - die Königin ist tot

Noch vor zwei Wochen stand sie mit ihrem Ensemble auf der Bühne in Wuppertal, ein neues Stück hatte Premiere, wie immer noch ohne Titel. Heute ist Pina Bausch nur fünf Tage nach der Diagnose ihrer Krebserkrankung gestorben, sie wurde 68 Jahre alt. Mit ihr geht nicht nur eine der einflussreichsten und prägendsten Figuren des internationalen Tanztheaters, sondern eine große, singuläre Künstlerin und Deutschlands wahre Theaterkönigin, auch wenn sie nie auf dem entsprechenden Thron Platz genommen hat. Mit ihrem Credo, das nicht wichtig ist, wie sich ein Tänzer bewegt, sondern was ihn bewegt hat sie nicht nur das tänzerische Vokabular radikal erneuert, sondern auch das Theater als Ganzes unumkehrbar verändert. Sie hat ein wirklich neues subjektives Theater gefunden, in welchem Inhalt und Ausdruck nicht mehr gegeneinander standen. Vieles was heute im deutschprachigen Theatersystem, sei es Sprech- oder Musiktheater, die ganze Vitalität und auch die ganze Schwierigkeit ausmacht speist sich aus diesem Paradigmenwechsel. Doch viele die es ihr nachtun, die sich haben von ihr prägen lassen vergessen eines, das Wichtigste. Pina Bausch war frei, weil sie im Kopf frei war. Ihr Theater, war ein Theater des Körpers, in welchem sich Geist und Herz Ausdruck verschafften, beide gleichermaßen. So blieb das Verhältnis von Kulturdeutschland zu seinem größten globalen Exportartikel über die Jahre auch merkwürdig gespannt. In aller Welt wurde sie verstanden und geliebt, hierzulande begegnete man ihr mit wohlwollendem Respekt. In keinem Zusammenhang wurde vergessen zu erwähnen, dass Pina Bausch eine medienscheue Künstlerin sei, die wenigen Interviews wurden wie Trophäen platziert. Dabei hat sie doch nur von ihrem ureigenen Recht als Künstlerin Gebrauch gemacht, einzig durch ihre Werke zu sprechen. Das wird sie auch nach ihrem Tod tun. Ob im berühmten "Frühlingsopfer" - immer noch im Repertoire des Balletts der Pariser Oper oder in einem der anderen mehr als vierzig abendfüllenden Werke, die sie mit ihrem Tanztheater Wuppertal erschaffen hat. Dennoch, sie wird natürlich fehlen! Wer Pina Bausch einmal in "Café Müller" erlebt hat, diese kleine, zarte, zerbrechliche Frau, wie sie sich zögernd und tastend, hart und spröde und doch unendlich zart und anmutig über die Bühne bewegte, der wird das nie wieder vergessen können. Man sah eben keiner Ikone zu, sondern dem Leben der Pina Bausch. Danke.

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