Donnerstag, 24. März 2016

Ringen um den Ring 2020 in Berlin















An der Deutschen Oper Berlin steht im April 2017 zum letzten Mal die Ring-Inszenierung von Götz Friedrich aus dem Jahr 1985 auf dem Spielplan. Intendant Dietmar Schwarz wollte den legendären, aber mittlerweile maroden Zeittunnel nicht neu bauen lassen und konnte den Förderverein des Hauses davon überzeugen, dass es Zeit für eine Neuinterpretation des Werkes geworden ist. Diese soll nun mit Stefan Herheim einer der spannendsten verfügbaren Opernregisseure übernehmen, der mit seiner Bayreuther Parsifal-Deutung bereits vor Jahren Interpreationsgeschichte geschrieben hat. So weit, so gut. Nun gibt es in Berlin noch ein zweites Opernhaus, dessen Musikchef sich als Wagnerinterpret eigener Klasse versteht: Die Staatsoper Unter den Linden mit Daniel Barenboim an der Spitze. Diese hat zwar einen Ring in der Inszenierung von Guy Cassiers im Repertoire (im Juni 2016 wieder auf dem Spielplan im Schillertheater), der aber als künstlerisch missraten und entbehrlich gilt. Nun hat die Staatsoper angekündigt, im Jahr 2020 ebenfalls einen neuen Ring herauszubringen, dann wieder im Stammhaus Unter den Linden. Als Regisseur wird Dmitri Tcherniakov genannt, ebenfalls eine spannende Besetzung und eine die gut nachvollziehbar wäre, hat er doch zusammen mit Daniel Barenboim vor einigen Jahren seine erste Arbeit im Westen gemacht, eine sehr gelungende Inszenierung von Prokofjews Der Spieler und der gemeinsame Parsifal läuft gerade auf den diesjährigen Festtagen des Hauses. Man könnte nun meinen, dass eine Stadt zwei solche Hochkaräter auch parallel aushält, vielleicht sogar spannend findet. Aber da sind aber die komplizierten Berliner Opernverhältnisse davor. Die beiden innerhalb der Opernstiftung zusammengespannten Häuser müssen ihre Programme nämlich in so weit abstimmen, dass Werke des Kernrepertoires - wozu auch der Ring gehört - nur im Abstand von mindestens zwei Spielzeiten neu produziert werden können. Nun muss vermittlet werden und das geht im heutigen Opernbetrieb wohl nur unter starkem Blätterrauschen, was es zugegeben, nicht weniger interessant macht. Eine erste Bewährungsprobe dürfte die Causa für den gerade in Berlin eingtroffenen und denächst neuen Intendanten der Staatsoper Matthias Schulz sein. Und ebenfalls mit Interesse wird auch der Chef der Opera national de Paris Stéphane Lissner die Berliner Diskussionen verfolgen, denn er plant für den Anfang der zwanziger Jahre ebenfalls einen neuen Ring. Das Rennen um die dann besten Wagnersänger sollte deshalb längst eröffnet sein.

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