Montag, 6. Juli 2009

So zieht das Unheil in dies Haus

Hochkarätig besetzt sollte es der abschließende Höhepunkt nicht nur der Münchener Opernsaison werden: die Lohengrin-Premiere an der Bayrischen Staatsoper. Daraus wurde leider nichts und Anja Harteros und Jonas Kaufmann sind zwar wunderbare Sänger, aber sicher nicht das neue Operntraumpaar, als welches sie annonciert wurden.



Mit Spannung wurden die Rollendebüts von Jonas Kaufmann als Lohengrin und Anja Harteros erwartet, restlos glücklich konnte man mit dem Gebotenen nicht sein. Kaufmanns recht baritonal gefärberter Tenor setzt sich immer durch, aber mühelos gelingt ihm das nicht. Er zeigt einen sehr menschlichen Lohengrin mit vielen berückenden Momenten und einer sehr emotionalen und zurückgenommenen Gralserzählung. Sein Gesangsstil hat mitunter italienische Anklänge, das gilt auch für Anja Harteros. Ihre Elsa gerät eine Spur zu souverän, zu dramatisch. Ein paar innerliche, zaghafte Töne könnten die Figur plastischer machen. Ihre Stimme ist groß und wirklich makellos, aber die Elsa gerät bei ihr als Schwester der Traviata und das stimmt so dann doch nicht. Als Ortrud häufiger im Einsatz ist Michaela Schuster, sie hat eine klare Haltung zur Figur, ihr Gesang wirkt aber über weite Strecken eindimensional und lässt die dunklen, beschwörenden Farben vermissen. Sehr kraftvoll geht Wolfram Koch den Telramund an, verhebt sich damit aber und muss gegen Ende sehr kämpfen. Ein repektables Rollendebüt liefert Christoph Fischesser als König Heinrich, er singt die recht schwierige Rolle über weite Strecken ordentlich, er hat noch Spielraum, was die Gestaltung angeht. Evgeny Nikitin hat als Heerrufer hin und wieder Probleme mit der deutschen Sprache, das darf in einer Festspielpremiere eigentlich nicht passieren.



Kent Nagnao hat das Werk gut einstudiert, kommt aber so ziemlich ohne jeden interpretatorischen Ansatz durch die fünf Stunden. Vieles ist zu laut, erschreckend viele Choreinsätze wackeln (was sicher auch der problematischen Aufstellung des Chores geschuldet ist). Ein paar schöne Momente gelingen, von einem musikalischen Erlebnis ist diese Aufführung leider sehr weit entfernt. Über die Inszenierung kann auch kaum Posititves berichtet werden. Regisseur Richard Jones interessiert sich überhaupt nicht für den utopischen Gehalt des Werkes, er setzt die Geschichte von Elsa und Lohengrin als kleines Glück in Szene, welches sich durch den gemeinsamen Bau eines Eigenheimes mit viel Holz äußert. Das trägt überhaupt nicht, schon nach wenigen Minuten weiß man nicht mehr, wo man bei diesem uninspiriert hässlichen Bühenbild noch hinschauen soll. Lohengrin kommt im T-Shirt und mit Turnschuhen und heiratet Elsa dann als Handwerkerbursch. Als sie sich nach seinem Namen erkundigt (beinahe nebenbei) ist für ihn die Beziehung zu Ende, er setzt das kleine hölzerne Kinderbett in Brand. Alles passiert eher zufällig, nichts ist zwingend oder hat irgendeine Logik. Entsprechend unbeholfen und im wahrsten Sinne hölzern agieren auch alle Beteiligten auf der Bühne. Da werden die Spielpartner angeschaut, noch ehe sie angefangen haben zu singen oder sie werden komplett ignoriert. Man glaubt es kaum! Viele Details sind schlicht unverständlich, Bezüge fehlen. Mit spanndem und wirkungsvollem Musiktheater, welches sich die Bayrische Staatsoper neuerdings auf die Fahnen geschrieben hat, will das nichts zu tun haben. Das ganze Konzept der Inszenierung ist völlig ungeeignet sich dem Inhalt und den Ideen des Werkes irgendwie zu nähern, man verspürt überhaupt keine Leidenschaft. Wenn am Schluss der ganze Chor Pistolen gegen sich selbst richtet hat man keine Fragen mehr. Schade!

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